Wann spricht die Strombranche endlich Klartext?

Kennen Sie den: Allen steht das Wasser bis zum Hals; ausser Heiner – der ist kleiner…

Der Witz gleicht der heutigen Schweizer Stromwirtschaft. Konventionelle Kraftwerke schnappen wegen unnatürlich tiefer Strombörsenpreise nach Luft oder schlucken bereits Wasser. Wer seine Produktionskosten nicht auf gebundene Kunden überwälzen kann, dem droht der Konkurs.

Was ist schief gelaufen? Vieles – auch in der Strombranche. Diese hat unzureichend auf den irrwitzigen Aufwand hingewiesen, den der Ersatz von Grosskraftwerken durch Sonnen- und Windenergie nach sich zieht. Dass schliesslich die Wirtschaft bluten und die Natur unter die Räder kommen würde, lag auf der Hand. Zweitens hat die Branche nicht auf die zerstörerischen Folgen der subventionierten Stromproduktion hingewiesen. Dass der Marktpreis in den Keller geht, wenn sporadisch und praktisch kostenlos produzierte (da subventionierte) Elektrizität ungehindert in die Netze darf, ist nur logisch. Drittens haben die Stromunternehmen den Zeitgeist, der zur «Energiewende» führt, selbst propagiert. Die Beschwörung neuer Geschäftsfelder, während die Kunden unverändert reichliche und günstige Energie verlangen, hat etwas Erbärmliches. Haben die Stromversorger ihren Eigentümern – Regierungen und Parlamenten! – alles gesagt, was sie von einer «energiegewendeten» Schweiz wussten oder ahnten? Wenn sie heute von Politikern, die ihre selbstschädigenden Pläne einst beklatschten, fallengelassen werden, weil sie nicht mehr die gewohnten Gewinne abliefern, dann ist dies die ironische Folge ihres eigenen Verhaltens.

Es ist höchste Zeit, Remedur zu schaffen. Der Staat soll sich wieder auf eine sichere und günstige Stromversorgung konzentrieren und alles andere der Wirtschaft überlassen. Die Strombranche soll die Wahrheiten, die sie bisher nicht zu sagen gewagt hat, endlich aussprechen. Parlamentarier, die das langfristige Wohl des Landes suchen, sollen die Energiestrategie 2050, die falsche Ziele verfolgt und die richtigen vernachlässigt, in der Schlussabstimmung ablehnen. Davon unabhängig können sie die gebotenen Schutzmassnahmen für schweizerische Kraftwerke vorbereiten.

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