Eine Energiewende führt unser Land nicht in eine strahlende Zukunft, sondern entzieht ihm einen Grundstoff, von dem eine blühende Wirtschaft und eine menschliche Gesellschaft abhängen. Die Illusion einer Energiewende beruht auf Unwissenheit, Leichtgläubigkeit und revolutionären Ideen. Noch ist Zeit, sie zu stoppen.
Von Lukas Weber, Alliance Energie
Vor einigen Jahren hat die Schweiz sich daran gemacht, ihre sichere, günstige und umweltfreundliche Stromversorgung, um die sie die Welt beneidet, gegen ein instabiles, teures und umweltbelastendes Energiesystem einzutauschen. Der Traum einer Energiewende klingt gut: kostenlose und saubere Energie im Überfluss. Das Gesetzgebungsprojekt dazu heisst Energiestrategie 2050 und wird zurzeit im nationalen Parlament behandelt.
Die Wirklichkeit jedoch ist eine andere, dies zeigt Deutschland, das mit einer Energiewende bisher am weitesten gegangen ist: die höchsten Strompreise Europas, verschandelte Landschaften, ein unverändert hoher CO2-Ausstoss, zunehmende Auslandabhängigkeit zum Ausgleich der erneuerbaren Stromproduktion und gesunde Stromunternehmen, die vor dem Konkurs stehen. Eine Energiewende ist kein Traum, sondern ein Albtraum!
Motiv: Atomausstieg
Im Staatsziel, auf Atomkraft zu verzichten, liegt der Kern des Problems, wie immer man dazu persönlich auch stehen mag. Vierzig Jahre lang hat die Ökologiebewegung darauf hingearbeitet. Dies erklärt ihre Hartnäckigkeit und die Radikalität der Mittel. Für den Atomausstieg ist offenbar kein Preis zu hoch: weder die Zerstörung geschützter Landschaften noch steigende Energiekosten noch ein erhöhter CO2-Ausstoss.
Dass der CO2-Ausstoss trotz forciertem Ausbau der erneuerbarer Energien nicht sinkt, liegt an der Notwendigkeit, hinter den Fotovoltaik- und Windkraftanlagen eine Reserve-Versorgung aufrecht zu erhalten, die garantiert, dass die Stromerzeugung immer auf der Höhe des Verbrauchs liegt, egal, was Sonne und Wind gerade liefern. Da sie regelmässig aussetzen, muss zur Sicherung ausgerechnet das erhalten und betrieben werden, was eigentlich ersetzt werden soll: konventionelle Kraftwerke. Stromspeicher, die die erneuerbare Produktion übers Jahr ausgleichen könnten, fehlen bei weitem (selbst grosse Speicherseen sind rasch geleert). In einer Zeit, in der die Elektrizitätswirtschaft wegen des infolge der «Energiewende» aus den Angeln gehobenen Strommarkts riesige Verluste einfährt, wird sich zudem niemand finden, der dafür das nötige Geld (zig Milliarden Franken!) ausgeben würde.
Energieversorgung
Solange der Strom «aus der Steckdose kommt» und kompakte Kraftwerke im Hintergrund aus Wasserläufen, Uran, Kohle, Erdgas und Erdöl riesige Mengen an Elektrizität herstellen, braucht man sich dazu keine Gedanken zu machen. Die «Energiewender» treiben den Leichtsinn mit einer Mischung aus Unwissenheit, Leichtgläubigkeit und revolutionären Ideen (2000-Watt-Gesellschaft, 100 % erneuerbar, Suffizienz usw.) bis zum Exzess. Wissenschaft, Medien sowie der Staat und inzwischen auch grosse Teile der Wirtschaft machen aus Kurzsichtigkeit oder Verblendung gute Miene zum bösen Spiel.
Die Ziele der Energiestrategie 2050 – soundso viel Elektrizität aus Fotovoltaik, Windkraft, Geothermie usw., Senkung des Energieverbrauchs auf soundso viel, Verbot neuer Kernkraftwerke – gehen den Staat nichts an! Sie untergraben die freie Marktwirtschaft. Mit welcher Technik ein Energieversorger Strom herstellt, ist seine Sache, sein Risiko und seine Gewinnchance. Mischt sich der Staat hier ein, so trägt er Verantwortung für etwas, für das er gar nicht geradestehen kann. Seit der Verabschiedung der Botschaft zur Energiestrategie 2050 vor bald drei Jahren ist das geschätzte Stromproduktions-Potential aus Geothermie praktisch zusammengebrochen, und die Wasserkraft kämpft ums Überleben. Beides konnte die Politik nicht voraussehen. Es wird weitere unangenehme Überraschungen geben. Die Ziele der Energiestrategie 2050 widersprechen auch einer freien Gesellschaft: Wofür der Einzelne wie viel Energie einsetzt, ist Privatsache. Wenn der Staat mit seinem Gewaltmonopol hier Ziele setzt, dann führt dies nur zu Geldverschwendung und erzwungenem Verzicht.
Referendum
Inzwischen sind viele Leute, leider auch bürgerliche, den Schalmeienklängen der «Energiewender» erlegen. Manifestiert sich ihr Irrtum dereinst vor aller Augen, dann ist der Schaden enorm: Profiteure, die sich an ihre Privilegien klammern (die heutigen Subventionsempfänger geben einen Vorgeschmack), eine Stromwirtschaft, deren Perlen – Kraftwerke, Speicherseen, Stromnetze usw. – im Sumpf liegen, eine geschwächte Exportwirtschaft, ein Gewerbe, das wegen erhöhter Energiekosten ums Überleben kämpft und Konsumenten, die weniger Geld zur freien Verwendung haben. Ein Kurswechsel ist dann hart. Heute ist dieser noch leicht möglich: Wir stoppen den von Bundesbern gesteuerten Energiewende-Zug aus Verboten, Vorschriften, Subventionen und Propaganda und widmen uns endlich den tatsächlichen Problemen unserer Energieversorgung, namentlich der Rettung der Wasserkraft. Dazu müssen wir das Referendum gegen die Energiestrategie 2050 ergreifen.
(aus: EDU-Standpunkt Juli/August 2016)