Seit Bertrand Piccard 2003 seine Solar Impulse angekündigt hatte, herrschte Kopflosigkeit. Journalisten, Wissenschaftler und Politiker überboten sich mit euphorischen Reden auf ein angeblich wegweisendes Projekt, das eine völlig neue Energieversorgung einläuten und einer Energiewende zum Durchbruch verhelfen würde.
Seit der Landung von Piccards Flugobjekt siebzehn Monate nach dessen Start suchen die Medien nach Worten. Einzelne haben die Ausweglosigkeit erkannt und endlich kritischen Einschätzungen Raum gegeben. Solar Impulse war offensichtlich kein grosser Sprung für die Menschheit, sondern ein Spielzeug für reiche Leute. Dass Piccard dafür nicht nur privates Geld, sondern auch Steuermittel lockermachen konnte – fünf Millionen Franken allein vom Bund –, beweist die leichte Verführbarkeit von Staatsangestellten.
Wer meint, mit dem Zusammenfallen des Soufflees sei die Sache gelaufen, täuscht sich. Dreizehn Jahre lang drang die Propaganda in die Herzen und Köpfe gutgläubiger Bürger. Der politische Druck für die gleichfalls zum Scheitern verurteilte Energiestrategie 2050 beruht auf denselben euphorischen Gefühlen wie die Solar Impulse. Das Wort Euphorie bezeichnet ein rauschhaftes Glücksgefühl. Psychiater verstehen darunter eine krankhaft übersteigerte, durch die objektiven Umstände nicht gerechtfertigte Hochstimmung. Von den totalitären Regimen des vergangenen Jahrhunderts wissen wir, dass politische Richtungsentscheide aufgrund einer kollektiven Euphorie sich katastrophal auswirken können.
Die Politik einer Energiewende stirbt erst, wenn ihre Idee gestorben ist. Laut der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross läuft Sterben in fünf Phasen ab: Nicht wahr haben wollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Annahme. Die Energiewende-Gläubigen befinden sich noch in einer Frühphase. Begleiten wir sie bei der Annahme des Unausweichlichen: Klären wir die Bürger auf.