Aus vielen Kommentaren auf die Krise der produzierenden Stromwirtschaft ertönt Schadenfreude. Drei Vorwürfe werden gegen die Branche erhoben:
- Sie habe geschlafen. Es stimmt, dass die Strombranche nur zögernd auf die „Energiewende“ aufgesprungen ist. Sie hat dafür gute Gründe, denn anders als die grünen Revolutionäre trägt sie Verantwortung für die Versorgungssicherheit.
- Sie klammere sich an veraltete Technik. Es stimmt, dass die Strombranche an der bewährten Wasser- und Kernkraft festhält. Auch dafür hat sie gute Gründe, denn Alternativenergien sind mengenmässig unterlegen, unzuverlässig und teurer.
- Sie wolle bloss Geld verdienen. Gewinn ist in einer freien Marktwirtschaft der Nachweis für zufriedene Kunden und effizienten Ressourceneinsatz. Der Gewinn der Elektrizitätswirtschaft geht überwiegend an Kantone und Gemeinden. Wenn jemand sich unmoralisch bereichert, dann die Subventionsjäger, die den Staat zu ihrem Vorteil missbrauchen und den Markt ausser Kraft setzen.
Die Schadenfreude wird von kurzer Dauer sein, denn das Geld, das unter der Flagge der Energiewende ausgegeben wird, ist kurzfristig, unproduktiv und umweltschädigend angelegt. Wenn die Elektrizitätswirtschaft sich aus der traditionellen Stromproduktion zurückzieht, dann sollte uns das beunruhigen. Die Schweiz ist daran, die Stromerzeugung zu verstaatlichen: mit staatlichen Zielen, staatlichem Geld und wahrscheinlich bald auch staatlichem Betrieb. Dann erhalten wir, was Osteuropa nach 45 Jahren Zwangsherrschaft abgeschüttelt hat: eine Staatswirtschaft mit systemischer Ressourcenverschwendung und Mangelversorgung. Springen die zerstörerischen Folgen einmal jedermann ins Auge, dann ist es für eine rasche Korrektur zu spät. Deshalb müssen wir das Steuer herumreissen – je eher, desto besser.